Der Regenpfeifer-Tanz
Es war an einem trüben, stürmischen Herbsttag Ende September als sich ein kleiner Trupp Sandregenpfeifer tapfer gegen den Wind die mecklenburgische Ostseeküste entlang kämpfte. Erstes Murren wurde laut: „Wer ist eigentlich auf die grandiose Idee gekommen, dass unsere Art im Frühjahr tausende Kilometer in den Norden fliegen muss, nur um dann bei herbstlichem Schietwetter wieder zurückzufliegen…“. Doch die Natur kannte kein Erbarmen. Dicke Regenwolken zogen auf und erste Tropfen schlugen den kleinen Regenpfeifern auf die Schnäbel. Endlich erblickten sie eine kleine Sandbank in der Wohlenberger Wiek und sie beschlossen dort zu landen und dem herbstlichen Regenschauer zu trotzen.
Nach einigen Minuten hatte sich der Regen verzogen und der Wind legte sich. Erste Sonnenstrahlen brachen durch die Wolkendecke und erwärmten Körper und Gemüt der kleinen Regenpfeifer. Einer fing an übermütig zu hüpfen und mit den Flügeln zu schlagen woraufhin er von seinem Gegenüber skeptisch beäugt wurde: „Was machst Du da für einen Hampelmann? Der Regen ist gerade vorüber und Du führst hier einen Regentanz auf! Ich zeig Dir mal ein paar coole Moves!“ Daraufhin hob er seine Flügel und stapfte abwechselnd mit den Füßen auf den Sand: „Siehste, so geht der Watt-Dance! Darauf fahren die Mädels voll ab… und auch die Würmer kommen an die Oberfläche!“
Das spektakuläre Tanzduell der Beiden zog natürlich die Aufmerksamkeit der anderen Regenpfeifer auf sich und enthusiastisch feuerten sie die Beiden an. Lediglich ein kleiner Regenpfeifer hing in der letzten Reihe lieber seinen Träumen nach. Die Hauptrolle darin spielte vermutlich ein großer, fetter Wattwurm.