Nun also der letzte Artikel zu meiner Spitzbergen-Reise. Es fehlen noch einige Vögel und die Robben sowie ein kurzes Fazit zum Abschluss.
Im vorigen Artikel hatte ich ja schon erwähnt, dass der Besuch einer Walross-Kolonie aufgrund von zuviel Sonne ein fotografischer Totalausfall war... ein paar Fotos der Art gelangen mir auf dieser Tour aber an anderer Stelle. Daneben gab es noch einen sehr kooperativen Seehund und eine Bartrobbe. Letztere gehören neben den Ringelrobben zur bevorzugten Eisbären-Beute.
Der Eissturmvogel gehört zu den häufigsten Seevögeln auf Spitzbergen mit wahrscheinlich über einer halben Millionen Brutpaaren. Auf Spitzbergen dominiert die graue Morphe, während ich vor 2 Jahren auf den Färöer Inseln ausschließlich die helle Morphe beobachten konnte. Daneben gibt es diverse Übergangsstadien. Die Vögel waren ständige Begleiter des Schiffes. Zum Vergleich sind unten ebenfalls einige Eissturmvögel von den Färöer Inseln zu sehen.
Die Dreizehenmöwe ist die häufigste Möwe auf Spitzbergen mit ca. 270tsd Brutpaaren. Ich konnte sie vor allem an kalbenden Gletschern (Nahrungshabitat) sowie im Bereich der Brutkolonien beobachten.
Eismöwen sind mit einigen Tausend Brutpaaren die häufigsten Großmöwen auf Spitzbergen und übernehmen dort eine ähnliche Rolle wie Greifvögel indem sie Aas, Jung- und Altvögel aber auch Fische und Muscheln erbeuten.
Küstenseeschwalben brüten mit ca. 10tsd Paaren auf Spitzbergen. Sie überwintern in der Antarktis und gehören damit zu den wahren Langstreckenziehern.
Von den Raubmöwen ist die Schmarotzerraubmöwe mit ca. 1000 Brutpaaren die häufigste auf Spitzbergen. Hier überwiegt die helle Morphe (links), während ich auf den Färöer Inseln vor allem die dunkle Morphe (rechts) beobachten konnte. Skuas kommen mit 500 bis 1000 Brutpaaren vor, allerdings brütet davon die Hälfte auf der Bäreninsel auf halber Strecke zwischen dem norwegischen Festland und Spitzbergen. Falkenraubmöwen brüten nur selten auf Spitzbergen - wahrscheinlich weil hier Nagetiere als Beute fast völlig fehlen. In Longyearbyen konnte ich ein Pärchen dieser eleganten Vögel kurz im Überflug beobachten - leider ohne die Chance auf ein Foto. Spatelraubmöwen kommen dort nur auf dem Durchzug vor.
Meerstrandläufer sind mit einigen Tausend Brutpaaren mit Abstand die häufigsten Limikolen auf Spitzbergen. Sandregenpfeifer und Thorshühnchen folgen mit wenigen Hundert Brutpaaren, während weitere Arten wie Sanderling, Alpenstrandläufer, Steinwälzer, Goldregenpfeifer und Odinshühnchen sehr seltene Brutvögel sind. Der Meerstrandläufer im Brutkleid stand auch weit oben auf meiner Liste mit Wunschmotiven, sehe ich ihn doch fast jeden Winter im Schlichtkleid vor der Haustür;-) Das Thorshünchen als Wunschmotiv hat dagegen leider nicht geklappt...
Weißwangengänse waren auf Spitzbergen wirklich überall... und sie brüten dort - zumindest teilweise - auch an Vogelfelsen. Daneben konnte ich noch Kurzschnabelgänse beobachten.
Die mit Abstand häufigste Entenart war die Eiderente. Eisenten konnte ich lediglich 1 Pärchen im Vorbeiflug beobachten, während Prachteiderenten komplett fehlten. Die Art brütet zwar auf Spitzbergen aber die farbenfrohen Männchen hatten in der zweiten Juni-Dekade das Archipel schon verlassen.
Die wohl schönste Überraschung auf dieser Reise war dieses Sterntaucher-Pärchen auf einem kleinen Strand-Tümpel, den man locker in 3 Minuten zu Fuß umrunden konnte. Merkwürdigerweise interessierte sich kein anderer Passagier für diese Vögel - Überreste einer alten Walfängerniederlassung waren wohl interessanter...
So konnte ich die Tiere allein genießen - es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl wenn der Ruf dieser schönen Vögel 10 Meter vor einem ertönt und man ihre Balz und Paarung (leider nur von hinten...) hautnah miterleben kann.
Das Svalbard-Alpenschneehuhn ist endemisch auf Spitzbergen und Franz Josef Land und etwas größer als die Nominatform. Es ist der einzige Landvogel, der auf Spitzbergen überwintert. Das Männchen wechselt erst im Juli/August ins Sommerkleid. Zwischen dem 10. September und 23. Dezember darf die Art bejagt werden.
Wenn ich mir das eingestaubte Gefieder des Hahns so anschaue erscheint mir Mitte Juni nicht als optimal, um diese Art zu fotografieren;-)
Die Schneeammer ist der nördlichste aller Singvögel und auch der einzige Singvogel, der auf Spitzbergen brütet - gerne in der Nähe menschlicher Siedlungen. Die Brutpopulation wird auf 1 bis 10tsd Brutpaare geschätzt. Als einziger Singvogel fällt die Art auf Spitzbergen schon alleine durch ihren Gesang, der teilweise im Singflug vorgetragen wird, auf.
Zum Schluss noch ein kurzes Fazit:
Diese Tour mit Poseidon Expeditions auf der MS Sea Spirit war keine explizit für Fotografen ausgelegte Tour. Das Schiff hat eine Kapazität von ca. 110 Passagieren - wir waren 84. Ich war überrascht, dass gefühlt 90% der Passagiere eigentlich nur Eisbären und evtl. noch Walrösser sehen wollten... Dabei hat Spitzbergen so viel mehr zu bieten: viele tolle Vogelarten, die man aus Deutschland teilweise als Überwinterer kennt und dort im Brutgebiet beobachten kann, eine grandiose Landschaft und Pflanzen, die unter diesen Extrembedingungen gedeihen.
Vor dieser Tour hatte ich ca. 15 Wunschmotive und mir war klar, dass ich nicht alle bekomme. Die Wahrscheinlichkeit, dass aber einige davon klappen war hoch. Am Ende war ich positiv überrascht wieviel in nur 8 Tagen funktioniert hat. Im Endeffekt war diese Reise perfekt, um einen sehr schönen Überblick über Spitzbergen und seine Tierarten zu bekommen. Für einige Arten, wie z.B. Prachteiderente, Alpenschneehuhn, Rentier und Polarfuchs (ich sah drei auf größere Entfernung im Fellwechsel) muss man für richtig gute Fotos früher oder später im Jahr fahren.
...und das Thorshünchen im Brutkleid bekomme ich auch irgendwann noch;-)